VON GERALD EIMER
Aachen.
Tierschützer haben erneut einen Fall von Tierquälerei im Aachener Süden
aufgedeckt. Das Veterinäramt der Städteregion hat inzwischen einge-griffen und offenbar
die schlimmsten Leiden einer Stute und eines Hengstes beenden können. Dennoch bleiben die
Tierschützer in Alarm-stimmung: Sie vermuten, dass es im Grenraum ein regelrechtes Netzwerk
dubioser Züchter gibt, die aus dem Leid der Tiere Kapital schlagen.
Vor gut zwei Wochen haben gleich mehrere Tierschützer dem Veterinär-amt schwere
Verstöße gegen die Haltung zweier Pferde auf einer Koppel im Stadtteil Friesenrath
gemeldet – unter ihnen auch der Tierschutzbeauftragte der FDP, Frank Hansen. Er spricht von
erbärmlichen Zuständen, unter denen die Stute und ein Hengst gehalten wurden. Beide Tiere
seien völlig abgemagert gewesen und hätten Verletzungen unter anderem an den Nüstern
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den Hufen aufgewiesen. Trotz großer Hitze hatten sie kein Wasser, das Futter
war verschimmelt.
Verantwortlich dafür soll eine Halte-rin sein, gegen die das Veterinäramt
zwischenzeitlich mit einer Ordnungs-verfügung vorgegangen ist. Unter Androhung von Zwangs-geld
wurden ihr Auflagen gemacht, die sie nach Angaben von Peter Heyde, Leiter der für den
Tierschutz in der Städetregion zuständigen Behörde, auch einhalte. Tierärzte
haben demnach die Pferde inzwischen behandelt, ihre Hufe wurden beschnitten, ausreichend Futter und
Trinkwasser stehe ihnen nunmehr zur Verfügung.
Es gebe noch Restauflagen, die am kommenden Freitag kontrolliert werden sollen, teilte Holger
Benend, Pressesprecher bei der Städteregion, mit. Insbesondere Pferdepass und Impfausweise
müsse die Halterin noch vorlegen. Benend kündigte an, dass man die Halterin und ihre
Pferde weiter im Auge behalten werde. Aus Sicht der Tierschützer,
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von denen viele aus Angst vor Racheattaken unerkannt bleiben wollen, scheint das auch
bitter notwendig. Sie vermuten, dass es in diesem Fall auch Verbindungen zu dem berüchtigten
Pferdezüchter Fritz B. gibt, der wegen seiner Tierquä-lereien zu einer
Bewährungsstrafe verurteilt wurde und für Deutschland nach wie vor ein Tierhaltungsverbot
gilt. „Wir können solche Verbin-dungen nicht bestätigen“, erklärt Benend
von offizieller Seite. Ausschließen könne man es jedoch auch nicht.
Landwirt B. soll nach Erkentnissen belgischer Tierschützer derweil im Nachbarland tätig
sein und dort weiterhin Pferde unter jämmerlichen Bedingungen halten. Ob der Hengst, der vor
Wochen aus Belgien über die Grenze gebracht wurde und jetzt in Friesenrath aufgepäppelt
wird, aus Fritz B's. Bestand stammt, ist feilich nicht bewiesen.
Gleichwohl gehen Hansen und seine Mitstreiter davon aus, dass es ein grenzüberschreitendes
Netwerk frag-würdiger Pferdehalter und -züchter gibt. über deren Motive können
die Tierschützer trotz jahrelanger Recherche nur spekulieren. Hansen vermutet handfeste
Interessen: Die Haltung der Tiere erfolge auf absoluter Sparflamme, um den maximalen Profit beim
Verkauf von Fohlen erzielen zu können.
Dem Leid der Tiere könnten derweil die verschiedenen Behörden im Grenzraum kaum ein
Ende setzen. Sobald sie einschreiten, würden die Pferde in Nacht- und Nebelaktionen über
die Grenze gebracht. Tier-schützer werfen den Behörden allerdings auch, nicht mit der
nötigen Ernsthaftigkeit gegen die beteiligten halter zu ermitteln.
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