Super Mittwoch vom 03.07.2013

Tierschutz nicht nur mit dem Gefühl betreiben
Christel Weische ist Vorreiterin in Sachen Tierschutz
– Vieles bewegt – Auffangstation für Schildkröten
VON ALEXANDER SCHMIDT

RICHTERICH.
Nein, so alt wie ihre Landschildkröte Goliath (über 100 Jahre) ist sie noch nicht. Die 86-jährige Christel Weische hat ihr Leben lang aktiven Tierschutz betrieben und das immer uneigen-nützig ohne Eitelkeiten.
„Mir war es nie wichtig, einen Verein besonders herauszustellen, Haupt-sache Tiere in Not wurden gerettet. Vieles im Tierschutz ist zwar erreicht worden, doch wenn die Organi-sationen besser zusammenarbeiten würden, wären wir noch weiter“, glaubt Christel Weische. 20 Jahre lang hat sie den Bundesverband für
Tierschutz als Geschäftsstellenleiter-in vertreten, bis sie 2002 den Verein „Haus- und Wildtierhilfe ohne Gren-zen e.V.“ gegründet hat. Ein „Vehikel“, mit dem sie im Sinne der Tiere aktiv sein konnte.
Auf dem Gelände von Kloster St. Raphael hat sie eigens konstruierte Katzenhäuser errichtet und dort Wild-katzen, die sonst getötet werden sollten, versorgt, ihnen einen Unter-schlupf verschafft. Weitere solche Häuser entstanden an mehreren Stellen im Stadtgebiet.
Wann immer Tiere in Not waren, hat sie geholfen. Anfangs im Tierheim Aachen, das in den 60ern in der Weißwasserstraße unter gebracht war. „Eine schrechkliche Zeit“, erinnert sie sich, „oftmals war für die Tiere einfach kein Platz mehr da und wir mussten sie einschläfern.“ Den Tierschutz-verein unterstützt sie bis heute, wo sie nur kann.
Ihren großen Garten in Richterich hat sie zur offiziellen Auffangstation für Landschildkröten ausgebaut. Sogar das Umweltamt hielt die Anlage für eine der besten:
„Die Tiere haben hier so gelebt wie in der Freiheit, nur am Wetter konnte ich nichts ändern. Doch ich kann jetzt nicht mehr richtig für sie sorgen, kann mich nur noch auf Krücken oder mit dem Rollstuhl fortbewegen. Deshalb haben wir 40 Schildkröten in gute Hände vermittelt. Doch es fiel mir schwer, denn die Tiere haben mich ein Leben lang begleitet. Nur drei Tiere habe ich behalten“, sagt Christel Weische wehmütig. Vermitteln möchte sie auch die beiden Wasserschild-kröten, für die sie extra einen beheiz-ten Teich gebaut hat. Eins der Tiere hat nur drei Beine und wurde von der Tierschützerin an einer Autobahnrast-stätte aufgelesen.
Ihren Verein Haus- und Wildtierhilfe hat sie kürzlich aufgelöst, doch tele-fonisch und per Mail steht sie noch immer mit Rat und Tat zur Seite. „Erst gestern rief eine Frau an, in ihrem Büro in der 3. Etage verstecke sich immer ein Eichhörnchen hinter der Heizung. Oder mitten in der Nacht rief mich jemand an, hier ist ein Igel, der schreit. Früher wäre ich da selbst hingefahren, aber das kann ich jetzt nicht mehr. Doch vielen Leuten kann ich oft wirklich helfen, ich vermittle oder gebe Ratschläge.“
Einige Menschen seien jedoch sehr unwissend, was Tiere angehe. „Die Leute nehmen alles mit, was sie in der Natur finden, vor allem Vögel, die sie am Boden finden, die aber noch von ihren Eltern weiter gefütter werden. Manchmal muss man die Natur so lassen, wie sie ist. Tierschutz kann man nicht nur mit dem Gefühl betreiben“, sagt Christel Weische.


INFO:
www.haus-und-wildtierhilfe.de
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Die beiden Wasserschildkröten sind in einem beheizten Teich untergebracht

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Christel Weische mit ihrem 100jährigen Goliath     Fotos: Alexander Schmidt



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